Ulrike Herfeld

Leben und Werk

Galerie

Leben

Ulrike Herfeld wuchs bis zum 8. Lebensjahr in Berlin – Wilmersdorf auf. Ihr Vater Rudolph Clasen war als Physiker bei Siemens tätig. Die Mutter Gertrud Clasen war Redakteurin. 1953 zog die Familie wegen des Berufs des Vaters nach Karlsruhe. Dort wurde die Schwester Sabine Clasen geboren. Ulrike Herfeld erinnerte ihre Kindertage in Berlin immer wieder als glücklich und sehnte sich später oft in die große Stadt zurück. Als ihre Töchter im Jahre 2000 zum Studium nach Berlin ziehen, fing auch Ulrike Herfeld wieder an, Berliner Motive zu malen und mietete sich ein Atelier in der Invalidenstrasse (Berlin- Mitte).

Das malerische Talent von Ulrike Herfeld wurde als 16-Jährige im Gymnasium Karlsruhe erkannt. 1961 stellte sie im Badischen Kunstverein aus. Ihre toleranten und grosszügigen Eltern förderten das künstlerische Talent und stellten ihrer Tochter auch während Reisen in die Schweiz und nach Italien immer eine Staffelei und Malfarbe zur Verfügung.
An der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe studierte sie von 1966 bis 1970 bei Albrecht von Hancke, Gottfried Meyer und Fritz Klemm. Daneben studierte sie von 1966 bis 1969 Geographie an der Universität Karlsruhe. 1971 zog Ulrike Herfeld nach Neuenrade ins Sauerland und heiratete dort den Ingeneur Jürgen Herfeld. Aus der Ehe stammen drei Kinder. Von 1971 bis 1974 war sie als Kunstlehrerin am Gymnasium Menden im Sauerland tätig.

Die Geburt ihrer älteren Tochter im Jahr 1977 inspirierte sie zu einer zentralen Bilderreihe Partus – Geburt. Die intensive und innige Beziehung zu ihren Kindern spiegelte sich später immer wieder in ihrer Kunst wieder. Sie malte ihre Kinder und oftmals auch Mutter- Kind- Szenen.

1983 lernte Ulrike Herfeld anlässlich einer Taufe ihres späteren Patenkindes, Kardinal Joseph Ratzinger kennen. Es entwickelte sich eine Freundschaft, aus der die Malerin über Jahrzehnte Inspiration für religiöse Motive schöpfte. Ebenso blieb sie durch die Freundschaft, der Stadt Rom ein Leben lang eng verbunden. Es entstanden Bildreihen mit den Motiven der Vatikanischen Gärten, den römischen Zitronen und der prunkvollen Architektur.

Ab 1990 führte sie enge Freundschaften zu den Schriftstellern Reiner Kunze und Karl Krolow. Reiner Kunze hielt das Schaffen und die Kunst der Malerin in mehreren Gedichten fest.

Seit dem Jahr 2000 verbrachte Ulrike Herfeld viel Zeit mit ihren Töchtern in Berlin und malte aus ihrem Atelier besonders gern den Blick auf die Elisabethkirche von Schinkel. Es entstanden ausserdem Stilleben und Bilderreihen mit Berliner Architektur wie dem Brandenburger Tor. Nach dem Umzug nach Berlin stellte Ulrike Herfeld ihre Malerei in Krankenhäusern wie dem Deutschen Herzzentrum aus. Sie spendete ihre Bilder auch an karitative Einrichtungen wie Hospize, Grabkapellen und Krankenhäuser. Sie selbst litt seit 2009 unter einer Herzerkrankung und versuchte anderen Kranken mit ihren Bildern Kraft und Freude zu geben.

Am 2.1.2019 verstarb die Künstlerin im Kreise ihrer Familie in der Berliner Charité. Sie ruht auf dem Sophienfriedhof in der Bergstrasse 29, in 10115 Berlin.

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Werk

In ihrer Jugend hält Ulrike Herfeld zunächst gerne Landschaften und Architektur fest, die sie mit ihren Eltern bereiste. Darunter hielt sich die Familie gerne in der Schweiz und in Italien auf. Sie malte unter anderem den Vierwaldstättersee mit den umliegenden Bergen.

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Das frühe Werk von Ulrike Herfeld umfasst zu Akademiezeiten 1970/71 unter anderem die Themenkreise „Figur im Raum“. In der Serie beschäftigte sie sich mit dem Umraum einer Person allgemein, also auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen, mit Isolation, Nähe, Beschränkung. Farblich konzentriert sie sich auf Grau-Rosa Valeurs.
In der Serie Partus – Geburt reflektierte sie ihr Frausein, wie es so offen und direkt in der Kunstgeschichte selten dargestellt wird. Die Kunsthistorikerin Ulrike Evers hält die Erklärungen der Malerin zu dem Geburtszyklus fest. „Die Partus – Serie ist eine bildnerische Darstellung des Zusammenwirkens von Arzt/ Patient von Mensch zu Mensch. Es ist auch ein Schrei des in seiner Existenz bedrohten Wesens nach Hilfe. Der Mensch wird gesucht, der dieses Handausstrecken begreift im wörtlichen Sinn des Wortes. Eine gewisse Seelenlosigkeit der medizinischen Apperaturen wird in der grell strahlenden Lampe symbolisiert. Die ausgestreckten Hände der weiblichen Figur stehen für die Notwendigkeit der totalen Zuwendung des Menschen dem Mitmeschen gegenüber. Die Geburt weist auf Anfang und Ende, auf die menschlichen Grenzen, letzlich auch die des Arztes hin. Die Rosa-Rot Töne haben etwas vom Leiden des Fleisches an sich, auch etwas von der Lust“.
Die 1979 entstandenen Collagen Maltisch befassen sich mit der Vergänglichkeit. Wie Ulrike Evers es beschreibt, sind Essbares, Besteck, Zeitungsausrisse, Malmaterialien bewusst nebeneinander gesetzt. Die Gerüche und Fäulnisprozesse sind einkalkuliert als ein Hauch von Vanitas, der Gedanken über die menschliche Existenz in Gang setze soll.1985 wurden in der Rosenthal Galerie in Köln auch Collagen ausgestellt, die das Thema Muttersein und Malerei behandeln. Ulrika Evers schreibt dazu: „Besonders aber die Collagen, bei deren Vorarbeiten sie auch ihre Kinder miteinbeziehen kann, agiert sich die Künstlerin aus. Fotos von sich selbst oder von den Kindern sind mit Insignien des täglichen Alltags geschmückt, versilberte Nudelsternchen und Essensreste; der Trubel eines Kindergeburtstages wird in ein Tortenbild umgesetzt; die Blumensträuße der Kinder werden ebenso wie die Malutensilien festgehalten“.

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Ab 1983 enstehen auch immer mehr Bilderserien mit christlicher Thematik. Ulrike Herfeld malte in dieser Phase großformatige Triptychon wie Crucifixus, Pieta und Auferstehung, 1984 und Familienbilder mit Christus wie Er und wir von 1985. Christus wird im Zentrum des Bildes von der Familie angefasst, angerührt. Er spendet Halt, Trost und Berührung. Der Theologe M. Longard beschrieb das Bild Er und wir: „Wir schauen den Menschen auf der Bühne ihres Lebens zu und entdecken die Angst als ein menschliches Urphänomen“.
Werke mit christlicher Thematik sind u. a. in Sammlungen des em. Papstes Benedikt XVI Bischof Stehle in Equador, Kardinal Lehman in Mainz sowie in zahlreichen deutschen und internationalen Kapellen und Sakralräumen vertreten.

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Im späteren Werk ab 2000 beschäftigte sich Ulrike Herfeld intensiv mit der Sinnlichkeit und der Hoffnung, die für sie von römischen Landschaften und den Vatikanischen Gärten ausgehen. Der Dichter Rainer Kunze, der Ulrike Herfeld in ihrem Atelier besuchte, schrieb ein Gedicht über ihr Schaffen.   

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Zu einer Ausstellung im Deutschen Herzzentrum Berlin 2002 bezeichnete der Kunsthistoriker Dr. Wolfgang Sauré, Ulrike Herfeld als visionäre Wirklichkeitsmalerin und schrieb : „Es ist eine Bilderwelt, die sich stark aus persönlichen Bereichen des Autobiographischen und emotional Erlebten herleitet; dann aus einer naturlyrischen Empfindungsweise und einer zärtlichen Zuneigung zur Welt. Ihre Kunst ist eine von einer spontan reagierenden Sensibilität und einem unverkennbarem Lebensschwung geprägte, visionäre Wirklichkeitsmalerei. Typisch für Ulrike Herfeld ist auch die betont angestrebte formale Vereinfachung der Themen bei einer mitunter skizzenhaften Bildanlage. Wie die Fauvisten, stellt sie ihre Empfindungen dar, ihre gefühlshafte Verbundenheit mit dem Seienden. Daher ist das Aktionshafte des Malaktes, die Freude am Umgang mit Licht und Farbe, Pinsel und Leinwand spürbar, wie ein pulsierendes, durchaus sinnlichen Drängen, das sich dem gesamten Bildkörper mitteilt. Ulrike Herfeld bannt das dinghafte Gegenüber in kraftvollen Stillleben und Fensterausblicken auf die Leinwand, frühexpressionistisch im Stil, mit leuchtenden, starken Farben und breiten Umrisslinien.“

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Aus dem Berliner Atelier entstanden weiter Fensterausblicke auf die Bauten großer Architekten wie den barocken Baumeister Bernini in Rom oder Karl Friedrich Schinkels Elisabethkirche. Die römischen Zitronen, die auf vielen Fensterblicken zu sehen sind, bedeuteten für Ulrike Herfeld die Erinnerung an Augenblicke voller Innigkeit und Poesie, die ihr in den Vatikanischen Gärten zuteilwurden, wie die Künstlerin gegenüber der Kunsthistorikerin Liane Burckhardt anlässlich einer Ausstellung in Berlin 2001 erklärte. Burckhardt sprach in ihrer Rede zur Ausstellung in 2001 von einem gemeinsamen Merkmal der Kunst von Ulrike Herfeld: „Das Wesensmerkmal ihrer Malerei sehe ich in der Verquickung von Poesie und Unmittelbarkeit, im selbstverständlichen Miteinander von Alltäglichem und Transzendentem“.

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Sammlungen

Benedictus XVI Papa emeritus Vatikanstadt
Bischof Stehle, Equador
Joachim Kardinal Meissner, Köln
Franz Kardinal, Hengsbach
Essen Erzbischof Monteiro , Lamego Portugal
Karl Kardinal Lehmann, Mainz
Bischof Lettmann, Münster
Bischof Jansen, Köln
Bischof Grave, Essen
Babic, Sarajewo Jugoslawien
Bundespräsident a. D. Richard v. Weizsäcker
Bundespräsident a. D. Roman Herzog
Bundespräsident a. D. Johannes Rau
Städtische Kunstsammlung Karlsruhe
Sammlung des Regierungspräsidiums Nordbaden
Graphothek Karlsruhe
Osthaus Museum Hagen
Städtische Kunstsammlung Lüdenscheid
Kunstsammlung Märkischer Kreis

Einzelausstellungen (Auswahl)

1963–1977: Badischer Kunstverein
1965–1977: Kunstverein Heidelberg
1964: Stadthalle Heidelberg
1965: Stadthalle Karlsruhe
1966: Galerie Doss, Mannheim
1970: Salon Européen peintres Nancy
1975: Rathaus Neuenrade
1977: Galerie „Die Insel“ Karlsruhe
1979: Almelo, Holland
1980: Wrexham/ Wales
1980: Osthaus Museum Hagen
1982: Städtische Galerie Coesfeld
1983: Weserburg Bremen
1984: Frauenmuseum Bonn
1984: Schloss Herdringen
1984: Galerie im Körnerpark Berlin
1985: Leek Exhibition, England`s Gallery, Leek
1985: Rosenthal-Galerie, Köln
1986: England´s Gallery Leek
1986: Galerie „Die Wand“ Bonn
1988: Westfälische Künstler, Dortmund
1989: Galerie „Das Fachwerk“, Bad Salzuflen
1994: Siemens Verbindungsbüro Bonn
1997: Kreismuseum Peine
1997: Museum Hemer
1998: Kolping Galerie Wiblingwerde
2001: Galerie Chausseestraße, Berlin
2002: Bergland Klinik Lüdenscheid
2002: Deutsches Herzzentrum, Berlin
2005: Kommode der Humboldt-Universität zu Berlin
2009: Benjamin-Franklin-Krankenhaus
2018. Meinerzhagen

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